Das Leben in der DDR – Rückwirkend betrachtet

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War alles so schlimm, wie erzählt?

Als ich im November 1989 die Parole „Wir sind ein Volk“ hörte, war ich eher peinlich von meinen Landsleuten berührt, schämte mich für diese Sprüche. Denn wir waren kein „Volk“. Uns trennten Welten, was man heute noch merkt. Wir sprachen alle Deutsch, wie auch die Österreicher unsere Sprache sprechen. Aber allein eine gemeinsame Sprache macht aus ehemals getrennten Ländern kein gemeinsames Volk – sonst wäre halb Arabien ein gemeinsames Volk.

Wir „Ost-Deutschen“ haben in Jahrzehnten und bedingt durch das sozialistisch geprägte System eine eigene Lebensweise entwickelt. Wir haben Werte vermittelt bekommen, die uns von den Brüdern im Teil des ehemaligen Deutschlands unterscheiden.

Unsere Kinder sind uns wichtiger als die eigene Karriere oder der nächste Urlaub. Wir verzichten auf Karriere und kümmern uns lieber um unsere Familie. Wir kaufen uns nicht alle drei Jahre ein neues Auto, sondern stecken das Geld in unseren Nachwuchs.


Ich finde die aktuelle Ausländerpolitik (2007) persönlich negativ. Wir sollten es wie alle anderen Länder tun: Stopp der Einbürgerung. Ich kann auch nicht ein polnischer Bürger werden, nur weil ich dort mehr Vorteile habe. Aber diese, meine Meinung, stelle ich hinten an. Mein Sohn ist in einer „Multi-Kulti Klasse“. In der muss er bestehen. Und so mache ich das, was für meinen Sohn das Beste ist, damit er nicht schon mit 7 Jahren in ideologische Konflikte kommt. Er soll alle Menschen mögen, egal wo sie herkommen. Und das wiederum ist DDR-Typisch. Nicht der Einzelne steht im Mittelpunkt mit seinem Genörgel, sondern die Gemeinschaft, die Familie samt Kind.

Warum nörgelt man also heute über die DDR? War das tägliche Leben wirklich mies? Ich glaube, es ist eher wie mit einem Handy. Kauft man sich ein neues Handy, dann ist das alte dagegen ja so was von schrottig, obwohl man es noch vor wenigen Monaten unbedingt haben wollte und überall stolz herumgezeigt hat. Vielleicht verhält es sich so auch mit den teils seltsamen Erinnerungen an die DDR die man heutzutage überall zu hören und lesen bekommt. Heute ist alles toll und damals war alles so schrecklich. Dabei haben wir im Osten auch unser Leben gelebt und waren glücklich dabei. Wir haben gelebt, gelacht, geliebt und waren fröhlich dabei. So schlecht kann es folglich nicht gewesen sein. Oder etwa doch?