Selbstversorgung in der DDR: Gemüse, Obst und Kräuter

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Typisch DDR: Gemüse, Obst und Kräuter aus dem eigenen Garten

Wer genügend Geld hatte und sich im Delikat-Laden eindecken konnte, baute seinen Garten mit einem Pool inklusive Sprungbrett und Datsche zu. Unsere Nachbarn hatten im Garten einen Pool, viel Wiese zum Spielen, ein Zelt für die Kinder und eine Datsche für die Erwachsenen. Hollywoodschaukel und Grillecke.

Bei uns sah es anders aus. Gleich am Anfang kam ein großer Bereich für Salate, Tomaten, Blumenkohl, Gurken und Bohnen. Das Gießen der Pflanzen übernahm ich gern. Zuerst war der Blattsalat reif und konnte verspeist werden. Die Blätter wurden gewaschen und rein in eine Schüssel mit Zitronenwasser, Zucker und etwas Essig angerichtet.

Bei den Tomaten freute ich mich jeden Tag, wenn sie etwas reifer wurden. Meine Oma musste mich oft ermahnen, keine unreifen Tomaten zu ernten, auch wenn ich sie endlich einmal kosten wollte.

An der Flanke standen Büsche von roten und Schwarzen Johannisbeeren. Die Roten Johannisbeeren landete gleich im Mund oder auf der Obsttorte, oder später im Kompott. Die Schwarzen Johannisbeeren wurden zu Saft und Omas „Medizin“ verarbeitet.

Nach diesem Abschnitt folgte etwas Wiese mit drei Apfelbäumen und einer Sitzecke, natürlich selbst gebaut. Auf der Wiese standen Liegestühle und ein Zelt für uns Kinder, in welchem wir uns vor der Sonne schützten und spielten. Die Apfelbäume lieferten genug Äpfel für Apfelmus. Für Apfelkuchen waren die harten „Winteräpfel“ eher ungeeignet.


Im Anschluss kam ein Feld mit Erdbeeren, flankiert von weiteren Tomatenpflanzen. Das Erdbeerfeld war nicht groß und lieferte nur mäßige Mengen, aber dafür schmeckte jede einzelne umso besser. An Tomaten mangelte es wenig während des Sommers.

Neben dem Erdbeerfeld stand ein kleiner Pflaumenbaum, in dessen Schatten Pfefferminze wuchs. Es war ein Erlebnis, frischen Pfefferminztee zu brühen.
Die Pflaumen landeten auf Omas leckeren Pflaumenkuchen, wurden eingekocht oder gleich weggefuttert.

Noch vor dem Garten, neben dem Zweifamilienhaus, befand sich ein kleiner Vorgarten mit einem Pfirsichbaum. Meine Tante hatte ihn gepflanzt. Das war schon eine Sensation: Pfirsiche selbst ernten, statt zu kaufen. Zwar waren Pfirsiche keine Seltenheit, aber sie hatten etwas Südländisches an sich und das im eigenen Garten – das war schon ein Hauch von Ungarn.

Für die Erwachsenen bedeutete ein Garten voller Obst, Gemüse und Kräuter eine zusätzliche Versorgungs-Quelle. Für uns Kinder war solch ein Garten ein Ort des Lernens und Abenteuers.