DDR: Rechtsradikalismus wurde zu spät realisiert

Nazi, Rechtsradikal
Nazi? Rechtsradikal?
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Die späte DDR und der Rechtsradikalismus

Jugendliche unter Kontrolle der Stasi

Das Ministerium für Staatssicherheit hatte Jugendliche aller Art auf dem Radar. Besonders die sogenannten „negativ-dekadenten Jugendlichen“ standen unter Beobachtung. Argwohn verursachten vor allen – ausgerechnet die linksorientierten – Punks bei der HA XX. Doch ab 1987 tauchten in den Monatsberichten, Arbeitsplänen und Analysen der HA XX öfter Aktivitäten rechtsgerichteter, neonazistischer Jugendlicher auf. Nicht, weil es plötzlich mehr Probleme mit Rechtsradikalen gab, sondern weil sie erst jetzt beachtet und analysiert wurden.

Wecksignal: Ausschreitungen von Skinheads gegen Punks

Ausschlag gaben gewalttätige Ausschreitungen von Skinheads auf einer Punk-Veranstaltung in der Berliner Zionskirche am 17.10.1987.

Warum das MfS den Rechtsradikalismus unter Jugendlichen erst so spät wahrnahm, erklärt eine Anweisung des Generalobersts Rudi Mittig (stellvertretender Minister für Staatssicherheit) an die Bezirksverwaltungen des MfS vom 02.02.1988. Er beschrieb unter anderem die Einstellungen der Skinheads.

Rechtsradikale galten als Staatskonform

Sie gehen einer geregelten Arbeit nach und zeigen im Gegensatz zu anderen „negativ-dekadenten“ Jugendlichen eine gute Arbeitsdisziplin. Zum „Deutschtum“ gehört für sie auch eine militärische Ausbildung und Disziplin innerhalb von Führungsstrukturen. Der Wehrdienst in der NVA wird von ihnen positiv aufgenommen.

Die Kontrolle verloren

Mit diesen Einstellungen waren die Neonazis zunächst keine Gefahr für den Staatsapparat der DDR. Doch
1989 war dem MfS die Kontrolle der rechtsradikalen Jugendszene größtenteils entglitten.

Es kann nicht sein, was nicht ist

Die DDR sah sich als ein „antifaschistischen“ Staat, der entnazifiziert wurde, in dem ehemalige Nazis keine Chancen auf Positionen in der neuen Gesellschaft haben. Die DDR war der „Antifaschistische Schutzwall“. Stets „kämpfte“ die DDR gegen die Geister des Nationalsozialismus, den Feinden des Kommunismus.
Es konnte und durfte in der DDR keine rechtsextremistische und antisemitische Bewegungen geben, schließlich wurde der Faschismus und Nationalismus schon bei Kriegsende ausgerottet.