DDR Versorgung: Hasen, Hühner und Gänse aus eigener Zucht

45216a1a82c34e24a143de16350d8b6c

Eigenversorgung in der DDR: Gänse und Hühner, Hasen und Schweine

Direkt hinter dem Haus hatten wir einen Schuppen, einen massiven aus Stein. Davor hatte Opa seine Verschläge. Manchmal waren da mehr Hühner als Hasen drin, manchmal andersherum. Aber Kleinvieh gehörte damals dazu.

Wer einen Garten hinter dem Haus hatte, und das war üblich auf dem Lande und kleinen Städten, hatte frische Eier, Geflügel und Hasenbraten aus eigener Produktion. Fleischer und Schlachter verdienten sich ein kleines Zubrot mit dem Schlachten von Kleinvieh, wenn der Halter es nicht selbst ausnehmen wollte. Die Felle der Hasen wurden verkauft und brachten auch noch relativ viel Geld.

Natürlich reichte der Platz oft nicht aus, um eine heutige Überversorgung zu erreichen. Heute kommt auf dem Tisch, was einem gerade einfällt oder der Geldbeutel hergibt. In der DDR gab es einen Speiseplan. Samstag war zum Beispiel ein Eintopf-Tag. Sonntags kam der „Sonntags-Braten“ auf den Tisch. Was ein Sonntagsbraten war, variierte je nach Beziehungen. Meine Oma war bei einem Fleischer beschäftigt und so gab es genug Gulasch, Rouladen, Schnitzel und alles, was es beim Fleischer so gab. Bei meiner Frau war oft Wild mit Preiselbeeren und Rotweinsoße auf der Speisekarte. Ihr Vater hatte so seine Beziehungen. Mein Vater in Leipzig hatte nicht solche ländlichen Beziehungen und so blieb der Fleischer mit seinen offiziellen Preisen der Anlaufpunkt.

Wer aber etwas Land hatte, wurde schnell zum Kleinviehhalter. Gesetze gab es dagegen offenbar nicht. Heute wäre es verboten, Hasenfelle zu verkaufen, ohne das Finanzamt an den Einkünften zu beteiligen. Jemand aus der Verwandtschaft hatte und hat sogar Schweine, Ziegen und Kühe in privater Haltung. Einkaufen beim Fleischer fiel für sie aus. Sie waren keine Bauern, betrieben aber privat einen bauernähnlichen Hof. Noch heute bringt meine Oma Küchenabfälle zur Verwandten. Im Gegenzug gibt es dafür mehrmals im Jahr echte selbst gemachte Leberwurst.

Im westlichen Teil des Landes versorgte man sich bestimmt ebenfalls selbst, doch so organisiert wie in der ehemaligen DDR jedoch mit Sicherheit nicht. Wo im Westen mehr Swimmingpools stehen, sieht man in unseren Kleingärten auch heute noch mehr Gemüse. Auch wenn die aus dem Westen kommende Gesetzgebung nun einiges erschwert, wie beispielsweise dieser Auszug aus einer beliebigen Gartenordnung:

„…. Die Hobby-Haltung von Kleinvieh, wie Kaninchen, Hühner, Tauben und von Bienenvölkern kann der Vorstand unter näheren Anweisungen gestatten. Durch die Tierhaltung dürfen der Gesamteindruck der Anlage, wie auch des einzelnen Gartens sowie die kleingärtnerische Nutzung nicht beeinträchtigt und die Gartengemeinschaft nicht gestört werden…“

Oder auch: „… Es werden folgende Richtlinien empfohlen:1/3 sollte für die gärtnerische Nutzung, wie Obst und Gemüse und nur für den Eigenbedarf genutzt werden,1/3 der Fläche kann für den Laubenbereich (einschließlich vorhandener Überdachungen) mit Blumen und Ziergehölzen genutzt werden, 1/3der Fläche kann für den Freizeitbereich, beispielsweise für Rasen genutzt werden….“

Solche Verordnungen reglementierten nicht die Eigenversorgung in der DDR. Wer in der Kleingartenanlage Blumenkohl statt Blumen anpflanzen wollte, der konnte dies tun.