Der Ossi ist sparsam und schont Ressourcen

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Der sparsame „Ossi“

Es gibt vieles, mit dem man einen typischen DDR-Bürger in Verbindung bringen könnte. Was davon sind lediglich Vorurteile oder unterstellte Eigenschaften?

Das Sparverhalten ist ebenfalls typisch für die DDR, weil gewachsen aus der Geschichte. Ja, wir wickelten unsere Schulbrote in Butterbrotpapier ein, das wir mehrere Tage lang verwendeten. Auch leere Verpackungen von Margarine wurden genutzt, um Gurken, Tomaten oder anderes für die Pause einzupacken. Vieles wurde aufgehoben und so lange wie möglich wiederverwendet. Es gab keinen Mangel an Butterbrotpapier, aber wir wurden zur Sparsamkeit erzogen. Nicht wegen der Kosten, Pergamentpapier war preiswert, sondern wegen Ressourcen sparender Aspekte. Uns wurde beigebracht, mit Wasser sparsam umzugehen, auch wenn Wasser billig war in der DDR. Wenn Du nach der Toilette die Hände wäschst, ist während des Einseifens der Wasserhahn abzuwürgen. So manch eine Badewanne fand eine zweifache Nutzung durch Kind und Mama. Der Abwasch fand nicht unter fließendem Wasser statt. Das Gemüse im Garten ist vorzugsweise mit aufgefangenem Regenwasser zu versorgen. Dazu hat mein Schwiegervater noch heute Kubikmeter große Tanks im Garten vergraben. Würde er den großen Garten mit Leitungswasser wässern, wäre es heute eine teure Angelegenheit. Sogar die leeren Plastikflaschen der Haushaltschemikalien wurden als Bastelmaterial genutzt. Kinder bastelten daraus Vasen. Oder Opa schnitt die Flaschen ab und steckte seine Pinsel hinein. Papa nutzte sie als Aufbewahrungsbox für Kleinteile. Alte Möbel wurden, wenn dafür geeignet, in Feuerholz gewandelt. Altpapier und alte Textilien brachten Geld, wenn sie bei einer SERO Annahmestelle abgegeben wurden. Letztlich fanden nur wenige Dinge den Weg auf die Deponie. Es wurde verwertet, was irgendwie verwertet werden konnte.

Heute erstaunt es mich immer wieder: Ich kaufe einen Einkaufswagen voller Lebensmittel, aber fast die Hälfte des Volumens landet im Mülleimer. Zu DDR-Zeiten dauerte es Tage, bis der Mülleimer mit Verpackungsabfällen voll war. Heute ist der Mülleimer beinahe täglich voll und schreit nach Entsorgung. Wir produzieren offenbar mehr Müll als Lebensmittel.

Das Sparverhalten versuche ich heute meinem Sohn beizubringen. Wenn er die Zähne putzt, läßt er oft die ganze Zeit das Wasser laufen. Ich nehme ihn beiseite und erkläre: „Schatz, schau mal auf die Wasseruhr. Immer wenn Du das Wasser laufen läßt, läuft die Wasseruhr und wir müssen Geld dafür bezahlen.“ In der DDR geborene gehen mit Ressourcen einen Tick sparsamer um. Eine Eigenschaft, die wir beibehalten sollten.