Fernsehen in der DDR: Bildung statt Verblödung

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Bildungsfernsehen in der DDR

Das Bildungssystem der DDR galt als sehr effektiv und vorbildlich. Die Schüler in der DDR waren überwiegend lernbereit und verfügten über ein gefestigtes Universal-Wissen am Ende der Schulzeit. Fernsehen war ein fester Bestandteil im Bildungssystem der DDR.

Nachzügler wurden nicht aufgegeben, sondern motiviert und gegebenenfalls mitgezogen.
Zur Wiederholung eines Schuljahres wurden nur die Schüler verdonnert, bei denen – aus welchen Gründen auch immer – „Hopfen und Malz“ verloren war.

Schulfernsehsendungen im DFF, später „Fernsehen der DDR“

Eine wichtige Rolle nahm das Fernsehen in der DDR ein. Die zentrale Schul- und Unterrichtsplanung der DDR sah von vornherein eine starke Verzahnung von Schule und Fernsehen vor. Die Schulsendungen wurden auf die Lehrpläne der polytechnischen Oberschulen (POS) abgestimmt, aber auch die Unterrichtsabläufe auf die Inhalte der Schulfernsehsendungen.

„English for you“, die bekannteste der DDR-Schulfernsehreihe, wurde ab 1966 über einen Zeitraum von 23 Jahre hinweg bis 1989 gesendet. 52 Folgen pro Jahr entsprachen dem Pensum auf dem Lehrplan, eine Stunde englisch pro Woche war üblich.

Weitere Themen und Unterrichtsgebiete für das DDR-Schulfernsehen waren Chemie, ESP, Geographie, Geschichte, Heimatkunde, Literatur, Physik, Staatsbürgerkunde und natürlich Russisch.

Viele Teile des Schulstoffes wurden im Fernsehen der DDR moderiert und passend zum aktuellen Lehrinhalt zeitgleich übertragen. Wenn beispielsweise am 12. Dezember in der 9. Klasse im Fach Atomphysik das Thema „Strahlung radioaktiver Nuklide“ auf dem Lehrplan stand, wurde im Fernsehen zu genau dieser Stunde das Thema „Strahlung radioaktiver Nuklide“ leicht verständlich erklärt und ausgestrahlt – in der gesamten DDR.

Wurde ein Lehrer krank, konnte auch ein fachfremder Ersatz einspringen und das Fernsehgerät anschalten und laufen lassen. Sollte ein Schüler sich krankmelden, verpasste er ebenfalls keinen Schulstoff. Insgesamt war das schulbegleitende Fernsehen der DDR eine gelungene Sache für Schüler und Lehrer.

Heute würde das damalige Schulfernsehen nicht mehr effektiv funktionieren. Jedes Bundesland verfügt über andere Schulbücher mit unterschiedlichen Lehrinhalten. Damit nicht genug, selbst im selben Bundesland haben Neuntklässler auf dem Gymnasium andere Lehrinhalte als Absolventen der Realschule.

Der Auszug vom 27.März 1981 aus dem Zweiten Programm des „Fernsehen der DDR“ verdeutlicht, welchen Stellenwert der Fernsehfunk im Bildungssystem der DDR einnahm.

Freitag, 27. März 1981
08:25 Physik Kl. 9
08:50 ESP Kl. 8
09:55 ESP Kl.9
10:30 Staatsbürgk. Kl. 10
10:55 Biologie Kl. 9
12:45 Literatur Kl. 10
16:50 Bei Freunden zu Besuch
17:50 Unser Sandmännchen
18:00 Musik Kl. 6-10
18:25 ESP Kl. 9
19:00 Der Wunschbriefkasten

Die Idee mit dem Bildungsfernsehen könnte auch heute funktionieren, wenn Schulen wieder einheitliche Lehrpläne einführen und die vom Steuerzahler finanzierten öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten mehr auf Bildung statt Unterhaltung setzen. Wichtiger als dreimal täglich „Sturm der Liebe“ oder Koch- und Bastelsendungen ist die Bildung unserer Kinder.