Der „Ossi“: Kleine Erfinder

Wenn es um die Frage geht, was aus der ehemaligen DDR bewahrt werden sollte, dann einige Mentalitäten und Eigenheiten der Ex-DDR Bürger, die den „Ossi“ nicht nur liebenswert machen, sondern auch der gesamten Gesellschaft Nutzen bringen könnten.

Zu den übernehmenswürdigen typsichen Ossi-Eigenschaften gehören für den Autor:

• Versuch so viel wie möglich selbst auf die Reihe zu bekommen. Ein „Geht nicht!“ gibt nicht.
• Sparsamer Umgang mit Ressourcen ist keine Frage des Geldbeutels, sondern eine allgemeine Einstellung.
• Eine Renovierung steht an? Warum bis zu tausende Euros ausgeben, wenn man die Bude selbst auf Vordermann bringen kann?
• Warum einen neuen TV kaufen, nur weil der Alte nicht mehr an geht?
• Warum 900 € für ein Gewächshaus ausgeben, wenn das Ganze mit 200 EUR selbst zu bauen ist?

Grundlos eignet sich niemand eine Mentalität zu, sie wird vermittelt, anerzogen. Ich weiß noch, wie mein Sohn 5 Jahre alt war. Wir fuhren oft Straßenbahn und hatten einen Ball mit. Wenn die Bahn anfuhr, bewegte er sich nach hinten. Stoppte die Bahn, bewegte er sich nach vorn. An diesem Beispiel erklärte ich meinem Sohn das Prinzip der „Trägheit der Masse“, ein Grundprinzip in der Physik, und weckte seine Neugierde an solch einfachen Experimenten.

Hatte mein Sohn eine Idee, lobe ich ihn. Tatsächlich machte er mit 6 Jahren eine praktische „Erfindung“. Er befüllte leere Ü-Eier mit Wasser und steckte sie in den Froster. Das Resultat waren praktische Eiswürfel. Sie nutzen jeden Platz im Froster, können gut portioniert werden und halten ein Getränk länger kalt als kleinere Eiswürfel.

Diese weit verbreitete Eigenheit, kleine Dinge selbst zu erfinden und zu bauen, gehört zu den positiven Eigenschaften vieler Bewohner der damaligen DDR.

So pflanzte ich auf Fensterbrettern Paprika, Tomaten, Pfefferminze und Petersilie. Leider ist ein Fensterbrett recht schmal, bietet nicht genug Fläche. Aber wie die Fensterbank vergrößern, ohne die Bausubstanz anzugreifen? Ganz einfach: die Tomatenpflanzen ranken sich an den seitlichen Flanken nach oben, ähnlich dem Efeu in alten Häusern. Es musste nur ein hölzernes Gestell gebaut werden.

Der sparsame Umgang mit Ressourcen und Materialien muß nicht weiter kommentiert werden. Wenn ich Möbel wegwerfen muss, entferne und sammele ich stets die Schrauben. Verwertbares Holz kommt in meine Werkstatt, den regelmäßig wird im Haushalt ein Brett benötigt.

Damals hätte man Strom und Wasser verschwenden können, ohne dass es sich finanziell großartig bemerkbar gemacht hätte. Heute wissen wir alle, dass Wasser und Strom kostbare Ressourcen sind und wer gelernt hat, damit sparsam umzugehen, kommt in den aktuellen Zeiten der Kostenexplosionen bei Gas, Treibstoff und Strom besser über die Runden.