Rechtsradikale nach der Wende in der DDR

Rufus46, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons
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Rechtsradikalismus in der DDR-Wendezeit

Rechtsradikalismus scheint offenbar nur ein Problem der neuen Bundesländer zu sein, glaubt man vielen Publizisten und Historikern. Oder kamen mit der Maueröffnung Neonazis aus den alten in die neuen Bundesländer herüber, um am Standort „Ost“ rechtsradikale Gruppierungen zu etablieren?

In der DDR wurde den Kindern bereits im Kindergarten das Gedankengut der Völkerfreundschaft anerzogen. Weiter ging es in der Schule und der Ausbildung. Es wurde nicht Rassismus gepredigt, sondern eine Verbundenheit mit allen Völkern der Welt.

Wenn jemand behauptet, in den neuen Bundesländern sei Rassismus fest verwurzelt gewesen, ist dies definitiv eine Falschaussage. Es gab in der DDR und der BRD Kriegsveteranen aus dem Zweiten Weltkrieg. In der BRD durften Eltern ihren Kindern ungestraft Gedankengut aus der Hitler-Ära vermitteln. In der DDR nicht.

Die heutigen Rechtsradikalen wurden vor 20 Jahren in der DDR nicht als Rassisten geboren. Es waren auch nicht die Eltern, welche plötzlich ihren Kindern nationalistisches Gedankengut vermittelten. In der DDR gab es nicht Hitlers Buch „Mein Kampf“. In den Geschichtsbüchern und DDR-Literatur wurden keine faschistischen Parolen verbreitet, glorifiziert.

Woher stammt die Verbreitung rechtsradikalen Gedankenguts in den neuen Bundesländern? Woher kamen innerhalb weniger Wochen die neuen Propagandisten der rechten Bewegung? Und wieso waren die Jugendlichen der DDR derart empfänglich für diese Ideologie?

DDR-Maueröffnung: Einfallstor für rechte Propagandisten

Als die DDR ihre Tore öffnete, gab es nicht nur eine starke Bewegung aus der DDR heraus raus in den Westen. Unzählige BRD Bürger strömten mit Waren, Angeboten und Ideen in das Territorium der DDR. Allen voran Banken, Finanzdienstleister, Vertreter diverser Sekten und aller westlichen Parteien.

Viele Jugendliche waren empfänglich für alles Neue aus den alten Bundesländern. Die neuen Redner gaben sich volksverbunden, vermittelten Verständnis für die Lage der „Ausgestoßenen“. Millionen DDR-Bürgern hatten das Gefühl, ihr Land verloren zu haben. Ihr Leben, ihre Arbeit, ihre Kultur. Was sie ihr Leben lang gelernt hatten, woran sie einmal mehr oder weniger geglaubt hatten, war plötzlich alles infrage gestellt, falsch oder verbrecherisch.

Jeder einzelne DDR-Bürger war auf einmal ein Verbrecher, weil er Angehöriger eines plötzlich verbrecherischen Staates war. Der Döner-Mann an der Ecke, mit seinen gebrauchten Benz, war plötzlich mehr wert als ein „Ossi“. An diesen Punkt setzten die Neonazis aus den alten Bundesländern erfolgreich an. Viele fühlten sich „klein“ gegenüber den „großen“ Machern aus dem Westen.