Typische, beliebte Vornamen in der DDR?

Beliebte Vornamen in der DDR
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Gibt es beliebte DDR-Vornamen?

Statistiken belegen – es gab in der DDR keine „beliebten Vornamen“, die in der damaligen BRD nicht auch gern vergeben wurden. Es war – egal ob in Ost oder West – eine Frage des Zeitgeistes und der Bildung.

Der Film „Kevin allein zu Haus“ war 1991 ein Grund für die Beliebtheit des Vornamen „Kevin“ in der DDR und BRD.

Ein ebenfalls sehr beliebter (weiblicher) Vorname war in der DDR „Mandy“. Nachdem Barry Manilow seinen weltberühmten Song “Oh Mandy, when you came and you gave without taking …” heraus brachte, wollte viele Eltern ihre Tochter „Mandy“ nennen. Doch fast genauso beliebt war Mandy auch in der damaligen BRD.

Warum gelten verschiedene Namen als „typische DDR Vornamen“? Nach der Wiedervereinigung verdienten viele Komiker ihr Geld mit „Witzen“ auf Kosten von „Ossis“, Bewohner der ehemaligen DDR, Einwohner der neuen Bundesländer.

„Cindy aus Marzahn“ ist ein Beispiel dafür, wie Legenden durch Medien erschaffen und als „Fakt“ in Stein gemeißelt werden. Das Magazin Cosmopolitan (Deutschland) listet den Vornamen „Cindy“ an Platz drei der beliebtesten Vornamen in der DDR auf. Doch in der SmartGenius-Vornamensstatistik belegt Cindy Platz 2.241 in der Rangfolge der häufigsten Mädchennamen. Nur eine „Handvoll“ Mädchen (in der DDR und BRD) wurden „Cindy“ genannt.
Woher kommt aber diese Legende um „Cindy“? Ilka Bessin, eine deutsche Stand-up-Komikerin, erschuf in den 2000er die Kunstfigur „Cindy aus Marzahn“, eine übergewichtige Langzeitarbeitslose aus Berlin-Marzahn, die schon seit längerer Zeit Arbeitslosengeld II bezieht. Von da an galt „Cindy“ als typischer Ossi-Vorname. Ihre Sendung wurde so populär, dass fortan mit „Cindy“ eine Frau aus der sozialen, ostdeutschen Unterschicht assoziiert wurde.

Es gab in der DDR keine beliebten Vornamen, die es nicht auch in der BRD gab. Aber es gab sehr wohl beliebte Vornamen in der „Deutschen Demokratischen Republik“.

Die folgenden Listen sind alphabetisch sortiert, nicht nach Beliebtheit.

Beliebte Mädchennamen in der DDR

  1. Annett
  2. Chantal
  3. Doreen
  4. Janet
  5. Jaqueline
  6. Jennifer
  7. Mandy
  8. Peggy
  9. Sandy
  10. Silke

Beliebte Jungennamen aus der DDR

  1. Andreas
  2. Dirk
  3. Heiko
  4. Kevin
  5. Lutz
  6. Maik
  7. Raik
  8. Rene
  9. Rico
  10. Ronny

Namen können das gesamte Leben prägen

Woher stammt die Idee mit den beliebten Vornamen in der DDR? Wer sagt, dass „Kevin“ in der DDR wirklich ein beliebter Vorname war und nicht doch „Uwe“ oder „Klaus“ ganz oben auf der Rangliste stand?

Die Sache mit den „beliebten“ Vornamen ist eine psychologische Angelegenheit und vor allem dem Zeitgeist geschuldet. Jedes Jahrzehnt hat ihre eigene „Top-Ten der Vornamen“, auch in der DDR. Beiden Ländern ist jedoch gemeinsam: Oft waren Stars aus Film und Musik Vorbilder der Eltern als Namensgeber, wie im Film „Kevin allein Zuhause!“. Die Eltern hatten oft die Idee im Kopf, ihr Kind könnte einmal wie das große Vorbild werden. Mit „Kevin“ ging das jedoch nach hinten los.

Damals konnte weder geahnt werden, wie stark der Film die Namensgebung eines ganzen Jahrzehnts prägte, noch welche Vorurteile „Kevin“ 30 Jahre später hervorrufen wird. Aber mit den Folgen des (einst beliebtesten?) damals vergebenen männlichen Vornamen „Kevin“ müssen viele heute noch leben. Immer wenn jemand „aus dem (sozialen) Rahmen“ fällt, etwas trottelig oder auch nur „gewöhnlich“ rüberkommt, passt das (dank der Vorurteile) zu dem Vornamen „Kevin“. Was damals ein beliebter Vorname (in der BRD und DDR) war, hat sich heute zu einem negativ besetzten Gattungsbegriff entwickelt.

In einer Schulstudie der Universität Oldenburg (2009) wurden Grundschullehrer befragt, inwieweit die Vornamen der Schüler etwas über ihre Leistungsfähigkeit aussagen. Lehrer assoziieren mit Namen wie Chantal, Mandy, Justin oder Kevin Leistungsschwäche und Verhaltensauffälligkeit. Schüler mit Namen wie Alexander oder Sophie dagegen gelten als freundlich und erfolgreich. Die in der Studie vorkommenden negativ besetzten Vornamen wurden in den Medien seit dem als „Unterschichten-Namen“ abgestempelt.

Die Lehrer aus Oldenburg ordneten die Mandys und Kevins bewusst einem bildungsfernen Milieu zu. „Kevin“ ist so offenbar zum Synonym für Problemschüler geworden. Ein Lehrer kommentierte: „Kevin ist kein Name, sondern eine Diagnose“. Hieße derselbe Schüler Leon, würden die Lehrer ein bürgerliches Milieu mit guten Bildungsvoraussetzungen vermuteten und ihn ganz anders behandeln.

Bürgern aus der ehemaligen DDR wird oft ein negatives Image nachgesagt. Die neuen Bundesländer als Hochburg rechter (AfD) und linker Strömungen. Ständig haben „Ossis“ immer etwas zu meckern, sind oft arbeitslos und sitzen ständig vor der „Glotze“. Welche Namen würden die Teilnehmer einer Studie dieser Zielgruppe zuordnen? Kevin und Mandy? Oder heißen viele Bewohner aus der ehemaligen DDR etwa doch „Cindy“, wie die Cindy aus Marzahn?

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