Unglaubliche Erinnerungen aus der DDR

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Manche sagen, im Osten hat es sich viel besser gelebt. Andere meinen, das Leben in der DDR war die blanke Schikane. Auf einigen Portalen sind perfekt ausgemalte Horror-Geschichten zu lesen. Selbst Ossis staunen bei so mancher Erzählung und können nur mit dem Kopf schütteln. So haben die DDR wohl nur wenige erlebt.

Mit Argumenten allein kommt man nicht weiter. Man sollte zuerst unterscheiden, welche Gründe ein „Erinnernder“ hat, sich so oder anders zu äußern.

Da wären zum einen die am Konsum orientierten Nörgler. Millionen DDR-Bürger hatten keinen Grund, sich übermäßig aufzuregen. Es gab im Winter keine Melonen, im Sommer weniger Orangen und im Kino liefen auch nicht jeden Tag Blockbuster. Auf ein Auto musste man Jahre warten und von einem Telefon konnte der normale Bürger nur träumen. Soweit alles bekannt. Aber das war der Alltag, in den man hinein geboren wurde, in dem man das Beste daraus machte und mit dem man leben musste. Wir schlurften nicht gebückt durch den Tag und schimpften bis abends darüber, dass die letzte Banane vor vier Wochen im Kühlschrank lag. Egal, was heute über die DDR gesagt wird, wir lebten ein normales Leben. Denn der Konsum allein ist kein Maßstab. Und erst der Blick in Nachbars Garten weckt Begehrlichkeiten. Das Leben scheint „besser“ zu sein, wenn man das besitzt, was andere auch haben.

Stimmt nicht? Dann folgende Fragen: waren die Menschen in den 40er-Jahren unglücklich, wenn sie kein Telefon hatten? War Goethe zu bedauern, weil er nicht jeden Tag frische Bananen auf dem Tisch stehen hatte? Geht ein Arbeiter mit negativer Schufa auf die Barrikaden, weil er zu wenig Geld hat und zehn Jahre lang auf ein neues Auto sparen muss? Oder kauft er sich ein Gebrauchtes? In der DDR waren die Kleinanzeigen voll von gebrauchten Autos, die gerade ein Jahr alt waren. Lebten die Menschen in den 50-ziger Jahren unglücklich, weil sie keinen Farbfernseher besaßen? Meine Oma hatte auch keine Jeans und trug Kleider. Ist sie deshalb zu bemitleiden?

Viele Nörgler definieren heute das damalige Leben in der DDR über den Konsum und leiten davon ein Maß für die Lebensqualität ab, ohne einen wirklichen Vergleich zum Leben vor dem Vorhang aufzustellen. Im Osten waren nicht alle Regale prall mit Waren gefüllt, obwohl wir sie uns hätten leisten könnten. Im Westen waren die Regale prall mit Waren gefüllt, auch wenn nicht jeder sie sich leisten konnte. Im Osten musste man jahrelang auf ein neues Auto warten, obwohl das Geld da war. Im Westen war dafür das Auto gleich da, aber die meisten mussten jahrelang sparen, bis sie das Geld dafür zusammen hatten. Im Osten gab es alle paar Wochen Bananen und sie wurden alle gleich abverkauft. Im Westen gab es jeden Tag Bananen, aber nicht jeder konnte sich jeden Tag Bananen leisten. In der DDR hatte nicht jeder ein Telefon, im Westen war das normal. Normal war im Westen aber auch, dass man den Verwandten oft per Telefon gratulierte, statt wie im Osten sie persönlich aufzusuchen.

Die Menschen in der DDR lebten auch ohne Jeans mit dem Logo einer westlichen Prestige-Marke, Farb-TV oder Gameboy ihr Leben. Der Konsum hätte sie nicht zu glücklicheren Menschen gemacht. Wäre das so, müssten heute alle Deutschen glücklich sein, weil sie vor randvollen Regalen die freie Auswahl haben. Doch wer kann es sich wirklich leisten, all das zu kaufen?

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