Was waren die Kampfgruppen der DDR?

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Beim Wort „Kampfgruppe“ denkt man zuerst an einen Teil einer regulären Armee, einen anderen Begriff für Einheiten der Nationalen Volksarmee. Aber das ist falsch. Die Kampfgruppen der DDR trug ab 1959 die offizielle Bezeichnung „Kampfgruppen der Arbeiterklasse“ und war eine paramilitärische Organisation in der Deutschen Demokratischen Republik (DDR). Wozu brauchte die DDR eine zweite Armee neben der regulären NVA?

Geografisch und vor allem politisch war die DDR ein Grenzland zwischen dem westlichen und russischen System. Zwei Wirtschaftssysteme, ja geradezu zwei verschiedene Welten standen sich mit Ost- und West-Deutschland gegenüber. Nun darf man sich das nicht wie bei Nord- und Südkorea vorstellen. Es traf nicht ein geteiltes Land mit seinen kleinen Zwistigkeiten aufeinander, sondern wirklich zwei Welten. Der kapitalistische Westen und der sozialistische Osten.

Überall auf dem Erdball war die Angst vor einem dritten Weltkrieg präsent. Sogar in der weit entfernten USA bauten Menschen sich private Bunker für einen eventuellen Atomkrieg, horteten Konserven und Benzin. In der DDR war man sich bewusst, dass der Westen über erheblich mehr Soldaten für einen konventionell geführten Kampf verfügte. Sollte es zu einem konventionellem Krieg kommen, oder einen Aufstand im eigenen Land, musste eine „Reserve“ her. So wurden 1953 die Kampfgruppen gebildet.

Die Kampfgruppen der DDR entstanden nicht aufgrund einer kriegerischen Gesinnung der Staatsführung, sondern unter dem Aspekt einer erhöhten Wehrsicherheit gegen Angriffe von außen und vor allem von Innen. Aus teilweise vergleichbaren Gründen wurde bereits 1951, zwei Jahre zuvor, in der BRD der Bundesgrenzschutz aufgebaut. Zu den Aufgaben des Bundesgrenzschutzes zählten polizeiliche Aufgaben im Notstands- und Verteidigungsfall. Diese Aufgaben gehörten auch zum Auftrag der Kampfgruppen.

Aber wer sollte die DDR von innen angreifen? Damals gab es noch keine wirklich „dichte“ Grenze zwischen den beiden unterschiedlichen Wirtschaftssystemen. Es gab aber ein enormes Gefälle in der Lebensqualität. Während die DDR ca. 54 Milliarden Mark Kriegsentschädigungen (Reparationsleistungen) an die damalige Sowjetunion zahlte, kam die viel größere BRD mit maximal 20 Milliarden Mark weg, wobei diese Zahl umstritten ist und eher ein noch kleinerer Betrag angenommen wird. Das machte die DDR ärmer als die BRD. Hinzu kam die subventionierte Preispolitik der DDR. Lebensmittel waren billig, andere Güter viel teurer als in der BRD. Versorgungsengpässe sorgten für Unruhe in der Bevölkerung. Immer mehr in der DDR auf Staatskosten gut ausgebildete Fachkräfte und Studierte verließen das Land. Es gab damals noch keine „Mauer“ oder befestigte Grenzanlagen.