
Im „Westen“ gab es TV, Videospiele und Disneyland. Im „Osten“ gab es „Bücher“, Hobbys, staatlich geförderte „Freizeitbeschäftigung“ und die Absicht, Jugendliche auf ein Leben im Alltag vorzubereiten.
Die heutige Berichterstattung der Medien zeigt gern das Bild desillusionierter Jugendlicher mit einem Hang zu Gewalt und Alkohol. Jugendliche, die ältere Menschen überfallen oder Mädchen-Cliquen, die brutal auf andere einschlagen. Kinder achten ihre Eltern nicht mehr, sind schwer unter Kontrolle zu halten.
Kennen wir diese Berichterstattung nicht von irgendwo? Ja. Bereits vor über 30 Jahren wurde in denselben Tönen über die damalige BRD berichtet. Eine verlotterte Jugend ohne Respekt vor dem Elternhaus. Wobei schon der alte Sokrates monierte: „Die Jugend liebt heutzutage den Luxus. Sie hat schlechte Manieren, verachtet die Autorität, hat keinen Respekt vor den älteren Leuten und schwatzt, wo sie arbeiten sollte. Die jungen Leute stehen nicht mehr auf, wenn Ältere das Zimmer betreten. Sie widersprechen ihren Eltern, schwadronieren in der Gesellschaft, verschlingen bei Tisch die Süßspeisen, legen die Beine übereinander und tyrannisieren ihre Lehrer.“
Probleme mit der Jugend gab es offenbar schon vor 2.500 Jahren und sind nicht systembedingt. Wie war es aber mit der Jugend in der DDR?
In der DDR wurde die Jugend tatsächlich als „Hoffnung“ angesehen und aus diesem Grund auch in jedweder Weise unterstützt.
Ich kann von mir berichten: Wir waren motiviert, das Leben durch unsere Initiative zu verbessern. Wir verprügelten keine Schwächeren, hangen nicht im Park ab oder beraubten andere. Zugegeben – solche „Brüder“ gab es in der DDR auch, doch waren sie eine größere Ausnahme als heute. Die Meisten suchten sich ein Gebiet, auf dem sie mit Wissen und Fähigkeiten trumpfen konnten – und sei es nur in der AG (Arbeitsgemeinschaft) Tischtennis. Viele spielten ein oder mehrere Musikinstrumente und/oder waren Hobby-Elektroniker. Denn wer Gitarre spielte, hätte auch gern einen Gitarrenverstärker, eine Endstufe und gute Boxen besessen. Doch diese Technik war relativ teuer und nicht tagtäglich im Ladengeschäft zu erstehen.
Wir haben sehr viel gelesen und gelernt. Fast jeder Jugendliche hatte ein Hobby. Es war nicht unnormal, dass ein Schüler der 8. Klasse in einem Spezialgebiet mehr wusste als sein Lehrer.
Die Jugend verbrachte ihre Freizeit in der DDR sehr viel mit lernen, basteln und erfinden. Sie war kreativ, oft auch systemkritisch. Aber die Gedanken der kreativen Jugend wurden von der DDR gern gesehen und oft umgesetzt.