Fernsehen in der DDR: Unterhaltung & Bildung

Die politische Situation und Aktuelles aus dem Alltag wurden in der DDR durch einen Rotlicht-Filter abgestrahlt. Doch die Unterhaltungsbranche trumpfte mit Niveau und Formaten auf, die selbst BRD Bürger vor die Ostdeutsche Klotze zogen.

In der DDR wurden Sendeformate erfunden, die erst Jahre später von der BRD adaptiert wurden. Das Fehlen von Gewalt oder verunglimpfende Darstellungen im TV zog auch viele BRD Bürger, falls sie das Fernsehen der DDR empfingen konnten, vor den Bildschirm.

Die Sendung „Außenseiter Spitzenreiter“ wird heute noch ausgestrahlt und gilt als die älteste Unterhaltungssendung im deutschen Fernsehen. In ihr werden Kurioses und Hintergründiges vorgestellt, so unter anderem Menschen mit außergewöhnlichen Hobbys, Begabungen, nicht alltägliche Erfindungen oder ungewöhnliche Rekorde.

Die Unterhaltungssendung „Ein Kessels Buntes“ lockte Samstagabend viele Zuschauer vor die Flimmerkiste. Die bekannte „Ulknudel“ und „Berliner Schnauze“ Helga Hahnemann war eine ihrer Moderatoren. Die Attraktivität dieser Sendung wurde durch Gastauftritten westlicher Interpreten gesteigert.

Sehr beliebt war die Sendung „Willi Schwabes Rumpelkammer“, in welcher belustigende Ausschnitte älter Filme gezeigt und von Willi Schwabe kommentiert wurden.

„Mit dem Herzen dabei“ war eine erfolgreiche Unterhaltungssendung aus den Jahren 1964 bis 1970, die vom Format her stark an heutige Sendungen erinnert. „Geehrt“ wurden vorbildliche oder besondere Werktätige, oft in überraschender Weise. Beispielsweise ist ein Mann völlig überrascht, als er von einer Dienstreise nach Hause kommt und sein Haus fertig renoviert vorfindet. Oft wurde, zur Belustigung des Publikums, mit „versteckter Kamera“ gearbeitet.

Eine andere Sparte der „Unterhaltung“ bildeten naturwissenschaftlichen Sendungen, Themen rund um Haus und Garten oder Sport. Im Bereich Sport war die Sendung „Mach mit, mach’s nach, mach’s besser“ mit Moderator „Adi“, vorwiegend bei Kindern und Jugendlichen beliebt.

Wenn von einem „hohen Niveau“ die Rede ist, spricht man weniger von Nervenkitzel, visuelle Effekte oder Stimulierung durch typisch menschlich Empfingen wie Schadenfreude. Mit „Niveau“ verbindet man die Qualität der Wertevermittlung und Innovation der Formate. Was allerdings keine Akzeptanz in allen Altersgruppen hervorrief. Kinder und ältere Menschen fühlten sich von der Medienlandschaft der DDR gut bedient. Eine heile Welt für Kinder, eine beschauliche Unterhaltung für „ältere“ Bürger.

Die Jugend war jedoch nicht zufrieden. Alles war entweder zu kindisch oder zu „altbacken“. Die Jugend hörte „Rias Berlin“ uns sah die Musiksendung „Formel Eins“ bei den Sendern ARD und ZDF des Klassenfeindes BRD. Keiner stand auf „DDR Musik“. Ausnahmen gab es. „Inka“ (Inka Bause, Tochter des Komponisten Arnold Bause) war unheimlich beliebt. Man stand offiziell nicht auf „Ost-Mucke“, man stand auf „Inka“. Von den Phudys war beispielsweise der Titel „Lass Deinen Drachen steigen“ ein heimlicher Hit in der westlich orientieren Jugend.

Doch die Jugend war ohnehin schon zu allen Zeiten etwas unzufrieden. Ich erinnere an einen Spruch von Sokrates: „Die Jugend liebt heutzutage den Luxus. Sie hat schlechte Manieren, verachtet die Autorität, hat keinen Respekt vor den älteren Leuten und schwatzt, wo sie arbeiten sollte. Die jungen Leute stehen nicht mehr auf, wenn Ältere das Zimmer betreten. Sie widersprechen ihren Eltern, schwadronieren in der Gesellschaft, verschlingen bei Tisch die Süßspeisen, legen die Beine übereinander und tyrannisieren ihre Lehrer.“

Pädagogisch waren die Sendungen der DDR, von den politischen Themen einmal abgesehen, positiv. Noch heute profitiert der MDR von den Sendungen und Formaten des ehemaligen „Fernsehen der DDR“.

Obwohl sich die damalige DDR-Jugend eher an westliche Formate und Modeerscheinungen orientierte, hören viele der damaligen jugendlichen Kritiker heute „Karat“ und erinnern sich gern an die damalige Medienlandschaft.