Freie Berufswahl und sichere Ausbildung in der DDR

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Jeder Schulabgänger fand eine Ausbildung in der DDR

In einigen Köpfen schwirrt der Gedanke, in der ehemaligen DDR gäbe es keine freie Berufswahl. Es ist richtig, dass nicht jeder Schüler die Lehre machen konnte, die ihm gefiel. Wenn die Reichsbahn in Leipzig pro Jahr vier Lokführer ausbildet, hat der fünfte Bewerber Pech. Mit einem vierer Durchschnitt schaffen unserer Jungs es auf die Baustelle, aber nicht in die Elektrowerkstatt – heute wie damals.

In der DDR hatte jeder Schüler die Möglichkeit sich frei zu entscheiden, was er einmal werden möchte – solange seine Schulnoten stimmten!

In einer Tageszeitung vom September 1989 fand ich eine Anzeige, die für sich spricht: Die Deutsche Reichsbahn warb bei den zukünftigen Schulabgängern des Abschlussjahres 1990 für vielfältige Ausbildungsplätze.
Die Tageszeitungen waren regelmäßig gefüllt mit Anzeigen der Betriebe. Mein Bruder entschied sich beispielsweise für den Beruf eines „Facharbeiter für EDV Technik“. Dieser Beruf entsprach in etwa der Aufgabenstellung eines „Programmierers“.

Viele meiner Klassenkameraden gingen zum Abitur. Ein Freund machte seine Ausbildung zum orthopädischen Schuhmacher in der Firma seines Vaters. Eine damalige Freundin lernte in einer privaten Goldschmiede. Solange die Noten stimmten, durfte sich jeder für den Beruf seiner Wahl entscheiden. Natürlich konnte nicht jeder Raumfahrer werden, das ist klar. Die Ausbildungsangebote waren durchaus an irgendeiner Stelle gesteuert, reguliert.

Aufgrund eines sehr hohen Bedarfes an Werktätigen fanden dennoch mehr Schüler ihren Traumberuf als es heute möglich ist.
Und wer in der Schule nicht genug aufgepasst hatte, konnte über den Umweg „Unteroffizier bei der NVA“ seinen Weg gehen.

Wer heute der ehemaligen DDR eine Behinderung der persönlichen Entfaltung des Individuums anheftet, berichtet nicht objektiv. Sicherlich wurden vorbestrafte DDR-Bürger genau so ungern eingestellt wie in der BRD. Und bestimmt wurde ein „Andersdenkender“ nicht ausgerechnet als Lehrer zugelassen – so wie sich auch heute Firmen aussuchen, welche Persönlichkeit in ihr Unternehmen passt.
Generell kann jedoch gesagt werden: In der DDR konnte jeder Schüler selbst seine Ausbildung wählen und jeder Schüler bekam vor allem auch eine Ausbildung.


Nach der Ausbildung stand es den jungen Facharbeitern frei, den Betrieb zu wechseln, einen zweiten Beruf zu erlernen oder sich nach einigen Jahren der Praxis auf Staatskosten zum Meister zu qualifizieren, was gern gesehen wurde.