Kaufkraftvergleich: Was die DDR-Mark wert war

Die Kaufkraft der DDR Mark lässt sich schwierig mit der Deutschen Mark der Bundesrepublik Deutschland vergleichen. Die DDR-Mark war eine Binnenwährung, das heißt im westlichen Ausland nicht konvertierbar. Zudem folgten viele in der DDR subventionierte Güter des täglichen Grundbedarfs, wie Grundnahrungsmittel, Wohnungen oder Bus und Bahn, aber auch Bücher, nicht den Spielregeln der „freien Marktwirtschaft“.

Die Preise blieben in den letzten Jahren der DDR stabil, „Inflation“ gab es offiziell nicht. So wurden Preise oft direkt in Gießformen eingearbeitet und ein nachträgliches Etikettieren erübrigte sich somit. Preisänderungen gab es nur bei „kurzlebigen“ Konsumgütern wie Radios oder Taschenrechnern.

Wie kann man die Kaufkraft der DDR Mark mit der damaligen Deutschen Mark vergleichen? Nun, man kann vom Einkommen Haushaltsausgaben abziehen und sehen, wie viel Prozent übrig bleiben.

Orientieren wir uns an einer dreiköpfigen Familie mit einem siebenjährigen Kind in der heutigen Zeit. Nichtraucher. Zur Kalkulation der Ausgaben wurde die Verordnung zur Durchführung des § 28 des Zwölften Buches Sozialgesetzbuch herangezogen. Die Regelsatzverordnung (RSV) regelt die Höhe des Regelsatzes im Rahmen von Arbeitslosengeld II. Die in der Regelsatzverordnung festgelegte Leistungshöhe wird aus der Einkommens- und Verbrauchsstichprobe (EVS) 1 von 2003 abgeleitet.

Einkommen einer deutschen Familie 2010 und Umrechnung in Mark minus Inflationsverlust:

20101989

EuroDMDDR Mark

2.300,004.498,412.907,83   Einkommen
600,001.173,50758,56   Miete
50,0097,7963,21   Strom
35,0068,4544,25   Schulspeisung
1.613,003.154,752.039,27    zum Leben

Verwendung:

20101989
EuroDMDDR Markin %  
1.613,003.154,752.039,27  Verwendung100  
596,811.167,26754,53  Lebensmittel37  
161,30315,48203,938  Bekleidung10  
112,91220,83142,75  Möbel7  
64,52126,1981,57  Gesundheitspflege4  
64,52126,1981,57  Verkehrsmittel4  
129,04252,38163,14  Wohnkosten8  
145,17283,93183,53  Telefon9  
177,43347,02224,32  Freizeit/Schule11  
129,04252,38163,14  Sonstiges8  
32,2663,1040,79  Gaststättenleistungen2  

Die erste Spalte ist der aktuelle Betrag. In der 2. Spalte wird der damalige Wert für das Jahr 1989 in DM gezeigt. Eine jährliche Inflationsrate von 2,1 % wurde eingerechnet. Nach Abzug fester Positionen verbleibt ein Betrag „zum Leben“. Die Position „Freizeit/Schule“ beinhaltet auch Ausgaben für den kompletten Schuldbedarf des Kindes, Kino, Zoo, Museum, sportliche Aktivitäten.

Stellen wir uns einmal vor, die dreiköpfige Familie würde gern jede Wochen „Essen“ gehen, das Kino besuchen, denn Zoo oder etwas anderes unternehmen.

  • 1x Essen gehen zu dritt = 40 Euro
  • 1x „Kultur“ (Kino, Museum, Zoo,…) = 30 Euro
  • 1x Sonntagsausflug (z.B. Besuch einer Burg inkl. Mittagessen) = 60 Euro.

130 Euro für dieses kleine „Familien-Programm“. Sind die Preise überzogen? Im Gegenteil! Wenn der „Kleine“ im Kino oder Zoo noch ein Eis oder Saft sich wünscht, wird es noch teurer. Und das soll die normale Familie gleich 4x im Monat absolvieren können? 520 EUR nur für „familiäre Organisation“ sind bei 2.300 € Einkommen eine dicke Position.
Nun kommen wir zur Kalkulation einer DDR Familie. Aufgrund niedrigerer Preise für Lebensmittel und vielen anderen Positionen blieb am Ende ein Betrag zum Sparen übrig. Mit 85 DDR-Mark für „Gaststättenleistungen“ könnte eine Familie mit Kind z. B. 7x Essen gehen in einem Restaurant.

Einkommen einer DDR Familie 1989 und Umrechnung in Euro plus Inflationsaufschlag:

19892010

DDR MarkDM Kurs 1:4Euro

1.800,00409,09632,86   Einkommen
70,0015,9124,61   Miete
15,003,415,27   Strom
12,002,734,22   Schulspeisung
1.703,00387,05598,76    zum Leben

Verwendung:

19892010

DDR MarkDM Kurs 1:4Euro
in %  
1.703,00387,05598,76   Verwendung100   
630,11143,21221,54   Lebensmittel37   
170,3038,7059,88   Bekleidung10   
119,2127,0941,91   Möbel7   
68,1215,4823,95   Gesundheitspflege4   
68,1215,4823,95   Verkehrsmittel4   
136,2430,9647,90   Wohnkosten8   
153,2734,8353,89   Telefon9   
187,3342,5865,86   Freizeit/Schule11   
136,2430,9647,90   Sonstiges8   
34,067,7411,98   Gaststättenleistungen2   



Aufgrund fehlender Konvertibilität und vieler subventionierter Preise ist ein Kaufkraftvergleich im heutigen Sinne sicher nicht exakt möglich, wobei die Subventionen nicht das primäre Problem sind, wie einige meinen. Auch heute werden viele Güter und Dienstleistungen durch den Staat subventioniert, was auf den Verbraucherpreis umgelegt wird. Es ist aber möglich, zu ermitteln, welchen Wert die DDR Mark für einen DDR-Bürger hatte. Und der war nicht gering. Man stelle sich vor, was eine Harz-IV Familie mit 400 EUR für den Lebensunterhalt kaufen kann und was dem gegenüber ein DDR-Bürger mit 400 DDR Mark kaufen konnte. Wir reden nicht von Sony Playstation, Computer oder Bravo-Heften, sondern von Lebensmitteln. Und von einer Position, die ebenso zu den existentiellen Kosten gehört: der Miete inkl. Nebenkosten und Strom.

Ein DDR-Bürger kam mit 400 DDR Mark zurecht. Ein Westdeutscher kann mit 400 Euro gerade so seine Miete, Strom und Nebenkosten zahlen. Damit beantwortet sich fast von allein die Frage, was 400 DDR Mark für einen DDR-Bürger wert waren.